Wimberley MH-100

Ein Einbeinstativ ist eine gute Sache - schön kompakt und leicht und zudem stört es nicht, wenn man es seitlich am Rucksack trägt. Für Sport- und Naturfotografen ist es oft ein Segen, da in beiden Bereichen der Fotografie oft mit schweren Teleobjektiven hantiert wird und das teilweise über Stunden. Wer mal mit einem 400 mm f/2.8 gleich welchen Herstellers 4 Stunden auf den Fuchs gewartet oder ein Fußballspiel fotografiert hat, der weiß wovon ich rede. Die Möglichkeit, die schwere Kamerakombination abzustützen ist einfach ein wahrer Segen. Fotografiert man (wie z.B. beim Fußball) größtenteils in Augenhöhe, so wird man mit einem Einbeinstativ ohne Kopf viel Freude haben. Sobald aber Aufnahmen in einem Neigungswinkel dazu kommen, wird es ohne einen geeigneten Kopf auf dem Einbein schwierig oder zumindest etwas umständlich. In den letzten Jahren habe ich Neiger wie den von Manfrotto und verschiedene Kugelköpfe wie z.B. den Cullmann Magnesit mit Videoneigerfunktion ausprobiert. Mit keiner Lösung bin ich letztlich so richtig warm geworden. Der Neiger war zu unflexibel, der Cullmann war zu sperrig und fummelig und zudem konstruktiv fragwürdig (insbesondere in Hinblick auf die Klemmung der Kamera).

Vor nicht allzu langer Zeit bin ich dann auf den Wimberley MH-100 gestoßen. Der Kopf erschien mir anfangs etwas seltsam, da bei der Konstruktion die Kamera nicht mehr zentral über dem Stativ gehalten wird, sondern mit etwas Versatz. Man muss also den Versatz durch Neigung des gesamten Stativs etwas ausgleichen. Schnell stellte sich heraus, dass die Vorteile des Kopfes diese kleine Eigenheit bei weitem überwiegen und ich mich sehr schnell daran gewöhnen konnte. Die Kamera wird also mittels der Stativschelle (zwingend nötig) seitlich gehalten. Der Kopf ermöglicht ein butterweiches Schwenken nach oben und unten. Die seitliche Drehbewegung wird durch Drehung des Stativs realisiert. Um den Horizont immer gerade zu halten, habe ich mir angewöhnt, mit offener Arretierung der Stativschelle zu fotografieren. Damit kann ich die Kamera schnell ins Hochformat schwenken und natürlich auch in jede beliebige Position zwischendrin. Die Funktion des Kopfes gleicht der eines Gimbals und man kann, korrekte Ausbalancierung der Kamera vorausgesetzt, völlig schwerelos auch mit 5 kg Kamerasetup fotografieren und die Kamera (nicht das Stativ) in jeder Position loslassen, ohne dass diese ihren zuvor gewählten Winkel verlässt. Ein absoluter Gamechanger.

Wimberley läuft für viele Fotografen in meinem Umfeld etwas unter dem Radar. Das mag zum Einen daran liegen, dass es meist absolute Nischenprodukte sind, die der Hersteller anbietet und zum Anderen vielleicht auch am Preis, denn die Produkte sind nicht billig. Mein Eindruck ist aber, dass sowohl der MH-100 als auch mein Sidekick jeden Dollar wert sind und ich würde keine Sekunde zögern und die Teile neu bestellen - sollte doch mal etwas zu Bruch gehen. Letzteres ist jedoch höchst unwahrscheinlich, da die Verarbeitung derartig gut ist, dass man meint, die Teile hielten ewig. Angefangen von den Gummigriffen, die auch im Winter einfach nur ein Traum sind bis hin zu den Lagern, die eine seidenweiche Bewegung der Kamera zulassen. Alles wirkt hochprofessionell und man meint, es ginge wohl nicht mehr besser.

Der Fuß des MH-100 passt in alle meine vorhandenen Arca-Klemmen (RRS, Gitzo, Jobu Design, Leofoto) und somit könnte man den Neiger theoretisch auch auf einem stabilen Kugelkopf montieren. 

Mein einziger Kritikpunkt an dem Kopf ist sein doch recht stattliches Gewicht von 346 Gramm. Hier könnte man insbesondere bei der Klemmbasis noch einige Gramm sparen ohne auf Stabilität verzichten zu müssen. 

Abschließend kann ich den Kopf uneingeschränkt empfehlen, insbesondere im Vergleich mit den Wettbewerbern aus Fernost. Die häufig angebotenen "Klone" für unter 100 Euro kommen weder von der Verarbeitung noch von der Bedienung auch nur ansatzweise an den Wimberley MH-100 heran und man bereut es schnell, nicht noch ein paar Euro mehr ausgegeben zu haben. Stativtechnik im Allgemeinen hat man in der Regel wesentlich länger als jede Kamera und so ist es nur folgerichtig, hier ganz oben ins Regal zu greifen und das Beste zu kaufen, was der Geldbeutel hergibt.

 

© Copyright. Alle Rechte vorbehalten.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.